Ratgeber, Sachbuch, Achtsamkeitsjournal
Ratgeber wäre zu wenig, Therapieanleitung wäre zu viel: Im Vorwort schreibt die Autorin selbst, worum es sich dreht: um Sex und Sexualität in allen Varianten, aber nicht unter dem Blickwinkel der Theorie, was ist Sex, wie geht’s, was sind aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und welches die heißesten Stellungen. Sondern: Ganz praktisch um den ganz eigenen privaten Sex der Leserschaft. Dem man sich mit diesem Buch nähern soll: dem eigenen Sex, den Wünschen, Vorstellungen, Mythen und auch Irrtümern, Glaubenssätzen, Denkverboten, Erfahrungen, Schamhaftigkeiten, Wünschen und Möglichkeiten. Und zwar im Wesentlichen: Schreibend.
Fragen über Fragen
Schreiben ist gut, um einer Sache auf die Spur zu kommen. Würde man das Buch nur lesen, würde man oftmals denken, ja, genau, stimmt, weiß ich, kenn ich, mach ich mal irgendwann. Wer anfängt diese losen Gedanken aufzuschreiben und konkrete Fragen zu beantworten, merkt, dass es ziemlich schnell ans „Eingemachte“ geht.
Zum Beispiel:
Was war das erste sexuelle Erlebnis? Denken Sie auch an die Kindheit!
Oder: Wissen Sie, wie Ihre Eltern über Sex gedacht haben?
Oder: Schreiben Sie alle Ihre sexuellen Tabus auf. Und dann fragen Sie sich, welcher Glaubenssatz sich dahinter verstecken könnte. Woher Sie diesen Glaubenssatz übernommen haben, ob er wirklich Ihre Stimme ausdrückt. … wie sich dieser Glaubenssatz vielleicht auch in anderen Bereichen Ihres Lebens ausbreitet. … ob dieser Glaubenssatz eine Berechtigung hat. Oder ob Sie stattdessen einen anderen Glaubenssatz haben könnten.
So präsent Sex ist, und so offen wir mittlerweile darüber reden, ist es doch oft leichter Witze zu machen und über Leistungen und Stellungen zu reden, als über Gefühle dabei. Wir lernen zwar Worte für die Geschlechtsteile und die Handlungen, die man damit vollführen kann. Aber kaum welche für die genauen Körperempfindungen während des Sex. Versuchen Sie doch mal genau zu beschreiben, was Sie fühlen, wenn Sie einen Orgasmus haben. Gar nicht so einfach, oder? Je besser man sich ausdrücken kann, desto besser kann man auch jemand anderem erzählen, wie man es gerne hätte. Auch dabei hilft dieses Buch.
Sicherlich rund die Hälfte der Seiten enthalten assoziative Schreibtechniken und Übungen aus der Poesietherapie, Anregungen zum schriftlichen Nachdenken und kreativen Schreiben über Sex.
Fehlt noch ein Notizbuch
Damit ist das Buch sicherlich nur geeignet für Menschen, die gerne Schreiben oder es gerne mal ausprobieren möchten. Nötig ist dann noch ein dickes Notizbuch, denn im Buch selber ist kein Platz frei für all die Texte, die man im Laufe des Lesens produzieren wird. Und dann kann es losgehen.
Fazit:
Ein Arbeitsbuch voller Schreibaufgaben, mit denen Leser und Leserinnen sich dem eigenen Sex nähern können. Schreiben ist allerdings das eine, die Umsetzung noch mal was anderes, das ist auch die Erfahrung der Autorin selbst: Fühlte sie sich beim Schreiben doch theoretisch sehr kompetent und im guten Sinne schamlos, um dann, zufällig frisch verliebt, doch zu merken, wie schwierig es in der Praxis ist, mit einem realen Gegenüber über alles zu sprechen. Aber es lohnt sich! Der kleineste Schritte ist besser als keiner. Außerdem fällt der nächste dann schon leichter. Also Ausprobieren.
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