Typisch High Society
Der Roman spielt wie so viele romantische Geschichten in letzter Zeit in der High Society New Yorks. Alle Personen sehen durchweg fantastisch aus, tragen Markenkleidung und einschlägige Schuhe mit roten Sohlen und sind natürlich steinreich. Trotzdem kann daraus ja eine nette Geschichte entwickelt werden, lassen wir uns also überraschen. Hier geht es um Naomi Powell, die sich von einem armen Mädchen aus der Bronx hochgekämpft hat und nun in der oberen Liga der Geschäftsfrauen mitspielt. Zu Beginn ist unklar, was ihre Firma überhaupt macht, aber das wird später erläutert. Sie hatte einen Geliebten, der bei einem Segelunfall ums Leben gekommen ist, der aber alles andere als der treue und zuvorkommende Freund war, den sie sich gerne gewünscht hätte. Als sie zu seiner Beerdigung geht, erlebt sie deshalb eine böse Überraschung: nicht nur, dass er verheiratet war, er hatte auch noch eine weitere Geliebte. Die drei Frauen freunden sich in der absurden Situation an, und als Naomi in ihre neue Wohnung zieht, ist sie auf die Unterstützung der beiden angewiesen, besonders wegen ihres Nachbarn Oliver, an den sie alptraumhafte Kindheitserinnerungen hat.
Reiche Frau mit armer Kindheit
Als sich Oliver und Naomi das erste Mal begegnen, spürt er sofort eine unmittelbare Anziehungskraft. Schließlich sieht sie umwerfend aus, ist intelligent und auch kratzbürstig, was einen gewissen Reiz verspricht. Daraus hätte sich eine witzige Komödie entwickeln können, aber leider bleibt die Geschichte etwas stecken. Zu sehr verliert sie sich in Klischees und Perfektionismus.
Manches passt einfach nicht zusammen. Die Frauen tragen Mode und Schmuck im Wert von mehreren Tausend Euro und dann meint Claire, sie schiebe die Kloreinigung jeden Tag vor sich her? Unvorstellbar, dass solch eine Frau selber die Toiletten putzt. Auch dass Naomi sich sofort Stunden und Tage frei nimmt, um einen fremden Mann, der an Alzheimer leidet, zu pflegen, ist zwar charakterlich wunderbar, aber reichlich unrealistisch, vor allem weil sie einen jahrelangen Hass gegen ihn gepflegt hat.
Neuer Nachbar, neue Liebe
Dieses ewige Hin und Her zwischen Naomi und Oliver ist auf die Dauer eín wenig nervig. Ja, nein, vielleicht. Dabei bleibt die Erotik auf der Strecke. Seitenlang meint Oliver, dass er auf dem Weg wäre, sich zu verlieben, dabei ist er das längst. Naomi tut dann wieder ihr Bestes, um ihn von sich fernzuhalten, basierend auf Kindheitserinnerungen und mangelndem Zutrauen, dass er sich geändert haben könnte. Dabei müsste sie es doch selbst am besten wissen, wie sehr man sich ändern kann.
Zwischendurch gibt es aber auch Szenen, die einen schmunzeln lassen, wie Olivers Gespräch mit der Nachbarin, die ihn überreden will, gegen Naomi als neue Nachbarin zu stimmen. Es blitzt auch Sympathie für die Figuren durch, aber sie bleiben ein wenig blass und ohne Ecken und Kanten, weil sie zu austauschbar sind.
Fazit
„Passion on Park Avenue“ ist der Auftakt einer dreiteiligen Serie. Im nächsten Band wird Claire die Hauptrolle spielen und vielleicht werden die Personen dann mehr Struktur bekommen, weil man sie besser kennenlernt.
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