Liebe ist nicht lustig
Ich-Erzählerin Larissa ist eine junge Frau im Berlin der 90er Jahre. Sie ist Studentin, auch wenn sie nicht studiert, weil sie es wegen Panikattacken und Versagensängsten nicht schafft, einen Hörsaal zu betreten. Sie hat wenig Geld und lebt in einer abbruchreifen Altbauwohnung. Und fühlt sich losgelöst und anders als normale Studenten und Studentinnen, auch anders als die Partypeople, mit denen sie viel Zeit verbringt. Anders als ihre Freunde, die mit ihr aus der Provinz in die Großstadt gekommen sind und ausprobieren, was an Drogen so geht, zwischen Lebensfreude und Absturz; anders als befreundete Künstlerinnen und Künstler, die sie zwar interessant findet, aber mit deren schräger Theatralik sie nicht viel anfangen kann.
Leben und Lieben im Berlin der 90er Jahre
Larissa fühlt sich anders als Frauen, die einen festen Freund wollen und anders als die, die wild durch die Gegend vögeln können. All das formuliert sie dicht und wortreich, sehr scharfzüngig und fast unfreundlich, auch zu sich selbst.
Sie selber lässt sich durch den Tag treiben, trinkt Alkohol, sucht die Liebe und die Lust, versucht es immer mal wieder mit der Uni, besucht Freunde in der Schwulen-WG, im Obdachlosenheim, in der Entzugsklinik oder auf dem Friedhof. Macht Gelegenheitsjobs um ein bisschen Geld zu verdienen, liest viele Bücher. Manchmal landet sie auch im Bett verschiedener Männer.
Larissa und ihre drei Männer
Im Bett eines ihrer Männer. Larissa führt nämlich eine Art Vierecksbeziehung. Erstens ist da Janek, den sie vom Dorf kennt und heute wahnsinnig attraktiv findet. Mit dem sie felsenfest eine Beziehung eingehen will und wird – wenn er von seiner Indienreise zurück ist, von der er ihr manchmal Postkarten schreibt. Dann ist da Eric, ein schöner Aufreißer, der es sexuell tatsächlich voll drauf hat, aber eine feste Freundin hat und will. Und Mirko, ein rechtschaffener Jurastudent, sportlich, wohlhabend, engagiert für das Gute in der Welt und so liebevoll an ihr interessiert, dass sie es nicht aushalten kann.
So geht ein Jahr um. Und dann ist fast alles zu Ende und das Buch auch.
Fazit
Lustprinzip – von dem Titel sollte man sich nicht leiten lassen. Erotische Lust steht selten im Mittelpunkt und auch lustvoll insgesamt kann man das Leben von Larissa nicht bezeichnen, eher scheint ihr die Lust lästig zu sein, weil sie einen zwingt, ihr nachzugeben; das Leben an sich ist oft lästig und leer. Aber das macht es natürlich interessant zu lesen, interessanter als viele Happy-Live-Literatur. Und wer seine eigene Jugend in den 90er verbracht hat, kann sich mit diesem Buch zurückversetzen lassen in das Berliner Leben dieser Zeit.
Deine Meinung zu »Lustprinzip «
Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!