Sex aus Mannessicht
Christian Seidel ist Schauspieler, Journalist und Medienmanager, hat sich zum Therapeuten ausbilden lassen und studierte asiatische Philosophien. Aktuell ist er Schriftsteller und befasst sich viel mit Genderthemen, Persönlichkeitsentwicklung und eben auch mit Sex. Wie in diesem Buch hier. „Was Mann beim Sex fühlt“ lautet der Untertitel, davon sollte man sich aber nicht zu sehr leiten lassen. Es geht weniger um die emotionalen und körperlichen Empfindungen von Männern in ihrer Gesamtheit und Vielfalt, als um die des Autors. Es ist seine sexuelle Biografie, hier beschreibt er – sehr gekonnt und anschaulich – was er fühlt. Anatomisch bis ins Detail seines bestens Stückes werden körperliche Empfindungen lokalisiert und analysiert, dazu auch alles auf emotionaler Ebene.
Ein Mann, nicht alle Männer
Es ist ein durchaus unterhaltsames Buch, aber ohne viel Tiefgang und ohne wirklich in die Breite zu gehen. Andere Männer als der Autor und ihr Erleben kommen nicht vor, ab und zu gibt es am Rande kleine Kästen, in den Zitate oder Erkenntnisse aus der Welt der Wissenschaft zu lesen sind. Vieles, was gestreift, vertieft, berichtet wird, ist mehr Küchenpsychologie als bahnbrechend neu und hat man so auch schon alles mal irgendwo gelesen. Es liest sich so nicht ganz so spannend wie ein Roman sein könnte, weil natürlich der Inhalt und das, was Seidel vermitteln will, sich der Story beugen muss. Aber es ist dennoch weit interessanter und auch sehr viel anregender, als wenn es ein reines Sachbuch wäre.
Ein Mann, viele Frauen
Der Autor hat ein sexuell aktives und erfülltes Leben, dementsprechend viele verschiedene Sex-Partnerinnen tauchen auf; mit manchen ist es super, mit anderen eher nicht. Denn klar, nicht alle Frauen sind Sexbomben im Bett oder eher schüchtern und gut zu lenken, sondern manchmal auch fordernd und ruppig, grobmotorisch und sowohl körperlich als auch verbal verletzend. So vögelt und fühlt er sich durch sein Leben, bis er dann bei Jule landet, die Frau fürs Leben, beziehungsweise zumindest für die Familiengründung.
Erst klappt es nicht mit dem Schwangerwerden bei Jule, aber dann doch und - trotz Sex nach Plan und zwischenzeitlich streikendem Penis - ist die Liebe zwischen beiden größer und der Sex inniger denn je. Und wenn sie nicht gestorben sind … Diese kitschige Ausblendung ist doppelt schade. Erstens ziemlich Mainstream; und zweitens hört das Sexleben mit Kindern ja nicht auf. Aber wer weiß, Christian Seidel ist versierter Autor und schreibt vielleicht noch eine Fortsetzung.
Fazit
Nett zu lesen, leichte Unterhaltung, aber weniger wirklich ein Erkenntnisgewinn über das sexuelle Erleben der Männerwelt, als ein Roman über die sexuelle Biografie des Autors. Der allerdings schreiben kann, viel zu erzählen hat und auch gut formulieren kann, was er wie wo fühlt und macht und erlebt. Erotisch gesehen kann das durchaus anregend sein.
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