Fische

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Sigrid Tinz
8101

Erotik-Couch Rezension vonJan 2019

Story

Lucy ist beispielhaft und nur ein bisschen überzeichnet ein bestimmter Typ Frau, in der Mitte des Lebens und immer noch oder wieder auf der Suche. Bis sie Theo findet. Den Meermann. Keinen imaginären Freund, sondern völlig real, mit einem tollen Körper und toll im Bett.

Erotik-Faktor

In Lucys innerem Monolog geht es die ganze Zeit nur um Liebe und Sex. Wirklich „zur Sache“ geht es nicht gar so häufig, wenn aber, dann richtig. Weniger glorifiziert als in vielen Sexromanen, sondern ehrlich und authentisch.

Der Mann aus dem Meer

Wenn es auch der Klappentext beschreibt, ist es kein spoilern – und deshalb gibt es den Clou gleich zu Beginn: Es geht um Sex mit einem Meermann. Genauer um Theo, Surfertyp mit Fischflosse; die, das sei gleich verraten, anatomisch so ansetzt an seinen sportlichen Oberköprer, dass alles Männlichkeitsrelevante hervorragend zu benutzen ist.

Die eigentliche Hauptperson ist aber nicht Theo, sondern Lucy. Ende dreißig ist sie und irgendetwas muss passieren, Hochzeit, Kinder, Job. Seit Jahren doktert sie an ihrer Promotion und reist ihrem in aller Welt forschenden Freund hinterher. So wie in Studentenzeiten. Nur dass es sich nicht mehr so spannend anfühlt, sondern eher armselig. Sie schlägt ihrem Feund die Trennung vor, eigentlich um ihm ein bisschen Feuer unterm Hintern zu machen. Als er dann begeistert einwilligt und nach ein paar Tagen schon eine Neue hat, stürzt Lucy in eine Lebenskrise: bekommt Depressionen, stalkt ihren Freund und seine Neue, ihre Disseration lässt sie ganz schleifen und ernährt sich von Donuts, Weißwein und Schlaftabletten.Sie versucht sich umzubringen und verprügelt ihren Ex.

Zur Erholung verbringt Lucy den Sommer am Meer

Ihre große Schwester quartiert sie daraufhin in einem Haus am Meer ein, in Venice Beach. Mit der Auflage sich um den Hund zu kümmern. Und zu einer Therapiegruppe zu gehen. Was Lucy auch macht. Gleichzeitig legt sie sich einen Tinder-Account zu und probiert sich und ihr neues Singelleben aus. Das besteht aus Spaziergängen am Strand, mit Hund oder ohne, Terminen, der Gruppentherapie und pivaten Treffen mit den Frauen aus dieser Gruppe. Die ein hat reihum Sex mit den Freunden ihrer minderjährigen Söhne; die andere hat immer mindestens drei Männer an der Hand, um sich nicht zu sehr an einen zu klammern. Die dritte hat panische Angst vor jeglichem Männerkontakt und die vierte lässt sich wieder und wieder benutzen und ausnutzen von ein und dem gleichen, weil sie hofft, er würde dann endlich mal bleiben. Und Lucy selbst datet einen Mann nach dem anderen, lässt sich in öffentlichen Toiletten duchvögeln und verführt wildfremde Taxifaher. Abends geht sie spazieren am Meer.

Dort trifft sie Theo, den Meermann

Bei einem solchen abendlichen Spaziergang trifft sie ihn, einen Schwimmer, der am Felsen vorbei kommt, auf dem sie sitzt und aufs Meer schaut. Er macht eine Pause und sie plaudern. Am nächsten Abend treffen sie sich wieder, immer öfter. Als sie ihn fragt, ob er nicht mal herauskommen möchte, zu ihr an Land, gesteht er, dass er das eigentlich nicht kann. Weil er untenrum einen Fischschwanz hat. Sie redet ihm gut zu, er lässt sich überreden. Die beiden küssen sich und mit Meermann-Charme und viel Geduld und Feinfühligkeit verschafft ihr den Orgasmus ihres Lebens.

Wirklich zur Sache geht es nicht gar so häufig in diesem Buch, weder mit Theo, noch mit anderen Männern. Aber wenn dann richtig und ausführlich. Der Sex ist weniger glorreich und mindblowing als in vielen typischen Sexromanen, dafür ehrlich und echt und auf seine Art durchaus schön. 

In der Therapiegruppe erzählt Lucy nichts von ihrer neuen Liebe. Weil sie erstens laut Therapeutin erstmal zu sich selbst finden soll, statt sich mit neuen Männern und aufregenden Abenteuern von ihren Liebes- und Lebensproblemen abzulenken.  Und dass sie das dann auch noch mit einem  Meermann macht, würde ihr sowieso keiner glauben. Allerdings ist immer klar, dass Theo existiert. In echt und nicht nur als Erscheinung in ihren Gedanken oder als imaginärer Freund. Jede Minute mit ihm ist sehr konkret, wie er riecht, sich anfühlt, wie die Schuppen sind, wie sie das Problem lösen, ihn ins Haus zu schaffen. Denn über den Strand laufen kann er ja nicht und wie er dann nach ein paar Stunden wieder zurück muss, weil er sonst austrocknet.

Allerdings schafft diese Meermann-Thematik auch Distanz. Von der Leserin zu Lucy und zu den anderen Frauen. In denen allen man sich oder seine Schwestern, Freundinnen, Mütter, Töchter durchaus selbst erkennen könnte. Wie in einem scharfen Spiegel. Was nicht immer hundertprozentig schmeichelhaft ist. Aber dank Theo ist das ja alles nicht ganz sooo echt und ernst gemeint.

Am Ende dann ein bisschen Hoffnung

Jedenfalls: Der Sommer am Meer neigt sich dem Ende zu, Lucy muss zurück in ihr altes Leben. Ein Leben vor dem ihr graust, seit Theo noch mehr als vorher. Er kann ja nicht mit. Wenn müsste sie bei ihm bleiben. Vielleicht ganz zu ihm kommen, ins Wasser, unter Wasser …. so wie es in vielen Geschichten und Legenden erzählt wird. Auch wenn ihr schwant, es könnte ihr Tod sein.

Und wie die Geschichte von Lucy und Theo ausgeht, das wird nicht gespoilert.

Fazit

Ein Mann aus dem Meer als große Liebe, dazu großartiger Sex. Die Geschichte von Lucy und Theo ist fantasievoll ausgedacht und scharfsinnig beobachtet, böse und komisch, freundlich und streng. Alles auf einmal. Und alles ein kleines Bisschen überzeichnet, so dass man sich als Leser in diesem Gemisch aus Träumen, Liebe, Sex, Trägheit, Selbstbetrug, Abhängigkeit, psychischer Störung und Beziehungstörung nicht wiedererkennen muss, wenn man es denn nicht möchte.

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