Wenn das Leben und die Liebe unberechenbar sind
Skylar schlägt sich als obdachlose Straßenmusikerin in Glasgow durch. Dass sie die Sängerin einer weltweit gefeierten US-Band war, soll keiner bemerken, weshalb sie versucht, sich unauffällig mit falschem Akzent und falschem Namen zu verhalten. So ganz gelingt das allerdings nicht, denn trotz aller Vorsicht wird sie von Killian bemerkt, der ihre Stimme wiedererkennt, von der er fasziniert ist. Er will sie zu einem Plattenvertrag überreden, was sie brüsk ablehnt.
Als sie allerdings Opfer eines Überfalls wird, ist Killian ihr einziger Rettungsanker, was dieser ausnutzt, um sie zu einem Vertrag zu überreden. Anfangs widerwillig, erkennt Skylar, dass sie ihre wirkliche Stimme durch ihre eigenen Songs zurückgewinnt. Natürlich wandelt sich die kratzbürstige Beziehung zu Killian in eine romantische Liebesgeschichte.
Der Leser begleitet Skylar auf ihrem selbsterwählten Weg, der sie von der Spitze der Charts bis zu einem Zelt auf einem Glasgower Friedhof geführt hat. Geheimnisvoll werden zu Anfang nur Andeutungen gemacht, so dass man sich fragt, wie sie dorthin gekommen ist, warum sie diesen Weg eingeschlagen hat und wovor sie davonläuft.
Die Autorin Samantha Young versucht, das Obdachlosenleben realistisch darzustellen, allerdings gelingt ihr das nur teilweise. Skylars Leben reduziert sich auf den aktuellen Tag und die Möglichkeiten, die ihre magere Geldquelle bietet: duschen im Schwimmbad oder Wäsche im Wachsalon waschen? Wofür kann sie die Münzen ausgeben? Zuweilen läuft es doch ein wenig zu glatt, obwohl das Leben nicht einfach ist. Gefahr kann auch von der eigenen Gesundheit ausgehen, nicht nur von der Gewalt anderer. Ein Leben in der Extremsituation ist immer gefährlich.
Die Wechselbäder der Gefühle lassen sich gut nachvollziehen, die Reaktionen und Handlungen sind sehr lebensnah dargestellt. Auch die Beschreibungen der Umgebung, zum Beispiel der Gerüche, sind sehr treffend.
Manchmal werden ganze Gedankengänge wiederholt, beispielsweise wie sehr Killian Skylar auf die Nerven geht oder die Auseinandersetzung ihrer Gefühle gegenüber den Instagram-Kommentaren. Das hätte nicht sein müssen.
Zwischendurch gibt es Szenen zum Schmunzeln, auch wenn manche etwas abgedroschen sind (Sie sollten mal sehen, wie der andere aussieht, S. 108), aber das fortwährende Verhalten zwischen Killian und Skylar ist schon lustig, wenn sie nach einem Gespräch gerne das Handy an die Wand schmeißen möchte (S. 152)
Immer wieder wird in Rückblenden erzählt, was Skylar erlebt hat und warum sich ihr Traum immer mehr in einen Albtraum verwandelte. Der Stiefvater, der sie sexuell belästigte, mag dabei ein abgenutztes Klischee sein. Individuellere Charaktere wie Killians Assistentin hätten der Geschichte mehr Würze verliehen.
Auch Autumn gehört zu diesen spezielleren Personen. Die Geschichte, wie sie die beiden gegeneinander ausspielt, ist ein amüsanter Schachzug. Dabei verfolgt man atemlos Skylars Gedanken während des Konzerts. Dass es zwischen den beiden (und zwischen den Zeilen) heftig knistert, ist nicht zu übersehen (überlesen).
Die Sexszenen sind sehr verschieden, was man einem frisch verliebten Paar, das sich erkunden und ausprobieren will, durchaus abnimmt. Diese treten auch erst relativ spät auf, so dass die Entwicklung der Beziehung gut nachvollzogen werden kann.
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