Das Delta der Venus: Erotische Erzählungen
- S. Fischer
- Erschienen: Februar 2005
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Übersetzung von Eva Bornemann
Ein Frauen-Klassiker
Unter diesem Titel versammeln sich 15 kurze und längere Geschichten über insbesondere weibliche Lust und Leidenschaft, Liebe und auch manchmal Leiden. Was heute fast die Regel ist – Erotik von Frauen und auch für Frauen – war damals die Ausnahme.
Die Autorin Anaïs Nin gab das Buch erst nach ihrem Tod zur Veröffentlichung frei. 1977 erschienen, wurde es in Deutschland erst mal als pornographisch und jugendgefährdend eingestuft, dann im neuen Jahrtausend neu aufgelegt, als Hörbuch veröffentlicht und auch verfilmt.
Erotische Auftragsarbeit
Dass das Buch überhaupt geschrieben wurde, war gewissermaßen Zufall: Anaïs Nin warKollegin, Freundin und Geliebte von Henry Miller, der berühmt und berüchtigt war für seine Sex-Romane. Ein privater Interessent bot ihm Geld, exklusiv für ihn und regelmäßig solche Geschichten zu schreiben. Miller brauchte zwar Geld, hatte aber keine Lust und so übernimmt seine Freundin den Job. Weil sie nichts Selbsterlebtes preisgeben möchte, so heißt es im Vorwort, denkt sie sich Dinge aus, baut Gehörtes und Gelesenes ein - und richtet sich auch nach dem Geschmack des Auftragsgeber, der in erster Linie Sex fordert: "Konzentrieren sie sich darauf und lassen sie den poetischen Firlefanz weg."
Kurzgeschichtensammlung
So schreibt sie über die brave unbefriedigte Elena, die sich in einen Lebemann und Lebenskünstler verliebt, ungeahnten Sex mit ihm erlebt und auf der Suche nach mehr auch viel anderes mit anderen Männer und Frauen. Mal geht es um Gruppensex, mal um Sex unter Frauen. In einer Geschichte sucht ein Pärchen einen weiteren Mann für einen Dreier, bei dem dann andere gut versteckt und gegen Geld zuschauen dürfen, in einer anderen betört eine Sängerin die Zuhörer erst auf der Bühne - und befriedigt sie dann reihum in ihren Logen.
Schamlos und schön
In heutigen Zeiten, in denen Teenies Fifty "Shades of Grey" als Gute-Nacht-Lektüre lesen, kann man sich fragen, warum früher so ein Aufhebens davon gemacht wurde. Aber damals gab es so was eben nicht und ohne das, was damals den Anfang machte, gäbe es das Heutige vermutlich auch nicht. Das Tempo und die Hitze der Erotik mag in heutigen Romanen noch um einiges gesteigert sein, literarisch ist "Das Delta der Venus" in einer anderen Liga. Henry Miller persönlich fand, es sei ein „schamlos schönes Buch“. Dem wollen wir nicht widersprechen.
Fazit
Früher verboten, heute ein Klassiker. Literarisch toll, erotisch gesehen etwas langsam. Aber absolut lesenswert.
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